27.02.2018

Kostenloser ÖPNV und technologieoffene Ausschreibungen? Ein Kommentar

In das Warten auf das Ergebnis des SPD-Mitgliederentscheids zum Groko-Koalitionsvertrag und auf die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zur Zulässigkeit von Fahrverboten, mischten sich diese Tage zwei interessante Debatten:

Zum einen eine kostenlosen ÖPNV zur Lösung der Luftbelastung in den Städten. Dieser Vorschlag entfachte eine kontroverse Debatte über Sinn und Unsinn dieser Maßnahme sowie über die daraus entstehenden Kosten. Unter anderem um die Kosten (wenn auch nicht nur) geht es auch bei der Debatte um technologieübergreifenden Ausschreibungen von Photovoltaik- und Windkraftanlagen (Onshore).

Ausblenden von strukturellen und systemischen Faktoren

In beiden Fällen werden wichtige Faktoren komplett aus der Betrachtung ausgeblendet: Zum Beispiel dass Autofahrer den ÖPNV oft nicht nutzen, weil die Infrastruktur seit Jahrzehnten auf Autos zugeschnitten wird. Oder dass die Komplexität und das Umsteigen beim ÖPNV diesen teilweise zusätzlich unattraktiver macht.

Bei den übergreifenden Ausschreibungen wird die natürliche Konvergenz von Sonne und Wind und der dadurch geringere Transport- und Speicherbedarf ausgeblendet. Durch die alleinige (betriebswirtschaftliche) Fokussierung auf die Höhe des Vergütungszuschlags gehen volkswirtschaftliche positive Effekte wie die geringeren Systemkosten durch die intelligente Kombination beider Technologien verloren.

Neue Lösungsansätze gefordert

Beide Diskussionen verdeutlichen: Neue Konzepte und Lösungsansätze sind dringend erforderlich! Die Idee, den ÖPNV kostenlos allen Menschen anzubieten, hat aus sozialer Perspektive einen großen Charme. Sie greift allerdings zu kurz. Die übergeordnete Frage, die wir beantworten sollten, ist hier: Wie schaffen wir eine gesellschaftliche Trendwende weg vom Massen-Individualverkehr mit seinen Folgen für Klima, Gesundheit, urbanes Leben und die Natur?

Beide Vorschläge greifen auch in Bezug auf die Herausforderungen, vor denen wir aufgrund der Klimakatastrophe und der Transformation des Energiesystems stehen, viel zu kurz. Es wird allerhöchste Zeit für Konzepte und Lösungsvorschläge für die Umsetzung und Integration von Kombikraftwerken mit intelligenten Mobilitätskonzepten!

Dietmar Geckeler, Inhaber denersol Strategie-und Technologieberatung

Der komplette Artikel wurde letzte Woche wurde auf der Webseite von pvmagazine veröffentlicht. Ihr könnt diesen hier nachlesen: https://www.pv-magazine.de/2018/02/22/was-technologieuebergreifende-ausschreibungen-von-photovoltaik-und-windkraftanlagen-mit-kostenlosem-oepnv-gemeinsam-haben

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